Gastkommentar Gutes Bayern, böse CSU: Harmonie von Laptop und Lederhose Bayern-Bashing ist Volkssport in Deutschland. Doch ohne die Politik der CSU wäre der Freistaat nicht das erfolgreichste Bundesland. Wolfgang Bok 3.7.2018, 11:30 Uhr CSU-Politiker suhlen sich am liebsten in Superlativen. Höchstes Wachstum und Einkommen, geringste Schuldenlast und Kriminalität. Von A wie Arbeitslosigkeit (2,7 Prozent) bis Z wie Zukunftsinvestitionen (11,8 Prozent der Gesamtausgaben) – in beinahe allen Rankings liegt der Freistaat weit vorne. Er zieht talentierte Jobsuchende ebenso an wie Millionen Touristen, für die Bayern das ideale Ferienidyll verheisst. Selbst die Integration von 2,6 Millionen Migranten in den Arbeitsmarkt funktioniert unter dem weiss-blauen Firmament mit einer Erwerbsquote von 74,7 Prozent und einer Arbeitslosenquote von nur 8,6 Prozent unter Ausländern geradezu vorbildlich. Bierselige Hinterwäldler? Und doch gilt Bayern vielen als Synonym für das Böse in der Politik schlechthin. Denn die CSU sieht sich nicht nur selbst als Staatspartei, umgekehrt wird der Freistaat auch als CSU-Staat wahrgenommen. So werden die 12,8 Millionen Einwohner in Mithaftung genommen, obwohl mindestens die Hälfte von ihnen auch am 14. Oktober die CSU nicht wählen wird. Gleichwohl ist die Identifizierung der Altbayern, Franken, Oberpfälzer und Schwaben mit Land und Politik gross. In keinem anderen Bundesland regiert eine Partei so lange so uneingeschränkt wie die Christlichsozialen im Münchner Maximilianeum. Insgeheim müssen selbst Kritiker und Opposition einräumen: Vieles funktioniert in Bayern eben besser als andernorts. Hier gibt es weder Schulen, in die es ständig hineinregnet, noch Strassen, die zur ewigen Rumpelstrecke verkommen. Massenhafte sexuelle Übergriffe, wie in der Kölner und Hamburger Silvesternacht von 2015, hätte es selbst im SPD-regierten München nicht gegeben. Schon deshalb, weil Polizei und Justiz in Bayern nicht befürchten müssen, dass ihnen die Politik bei der Durchsetzung von Recht und Ordnung in den Rücken fällt. Mit 4333 Straftaten pro 100 000 Einwohner ist die Kriminalitätsrate nur etwa halb so hoch wie in der ehemaligen SPD-Hochburg Nordrhein-Westfalen. Der von aussen (vor allem von Medien in Hamburg und Berlin) gepflegte Eindruck, die CSU verdanke ihren Erfolg bierseligen Hinterwäldlern, hat nicht einmal in den abgelegensten Dörfern des bevölkerungsmässig zweitgrössten Bundeslandes etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Denn Tradition und Fortschritt sind hier kein Widerspruch. Die Harmonie von Laptop und Lederhose wird in Bayern tatsächlich gelebt. Es war die CSU seit Franz Josef Strauss, die den Freistaat vom armen Agrarland zur Hochtechnologieregion modernisiert hat. Hätten Grüne und SPD das Sagen gehabt, gäbe es weder den Münchner Grossflughafen noch Industrieansiedelungen in dieser Dichte. Diese gut ausgebaute Infrastruktur ist mit ein Grund, warum so viele DAX-Konzerne und Forschungseinrichtungen in Bayern zu Hause sind und Fachkräfte anziehen. Am Weisswurst-Äquator Mitunter schäumt der «Mir san mir»-Stolz in polternde Selbstgefälligkeit über. Das stösst nördlich des Weisswurst-Äquators oft auf. Doch genauso empört es viele Bayern, wenn sie etwa von den ewigen Kostgängern in Berlin als Hort rechtsnationaler Rückständigkeit diffamiert werden. Mit 5,82 Milliarden Euro (2016) trägt der Freistaat allein 55 Prozent der Ausgleichszahlungen, von denen 13 der 16 Bundesländer als Nettoempfänger profitieren. Alle Ausgleichstöpfe zusammengerechnet, finanziert jeder der 12,8 Millionen Bayern den Rest der Republik mit jährlich etwa eintausend Euro. Doch statt mit Dank wird Bayerns Staatspartei CSU mit Häme und bösartigen Unterstellungen überschüttet. Und warum? Weil Horst Seehofer als Bundesinnenminister nun umsetzen will, was er als bayrischer Ministerpräsident stets gefordert hat: dass Migration nach Recht und (Grund-)Gesetz verlaufen und Merkels «Herrschaft des Unrechts» ein Ende haben müsse. Wirbt die CSU mit der Forderung nach einer tatsächlichen Verschärfung des Asylrechts und strengeren Grenzkontrollen für Mehrheiten, wird jedoch ausschliesslich ihr «Populismus» vorgehalten. Selbst für die Spaltung Europas und eine Entfesselung des Nationalismus soll die CSU verantwortlich sein, obwohl mittlerweile doch unstrittig ist, dass Merkels erzwungene «Willkommenskultur» der eigentliche Spaltpilz war.  Ohne Drohkulisse der CSU hätte es den löchrigen Brüsseler Asylkompromiss nicht gegeben. Erst Seehofers Rücktrittsdrohung hat Merkel zum Einlenken bewogen. Diese Kraftmeierei ist zwar auch vielen Bayern unangenehm; doch sie fragen sich, warum Linkspopulismus in Deutschland kaum thematisiert wird. Dabei benötigten gerade die Sozialdemokraten dringend wirkliche Bürgernähe, um aus dem 20-Prozent-Gefängnis herauszukommen. In Bayern hat die einstige Volkspartei SPD kaum 10 Prozent der Wahlberechtigten hinter sich. Und wie erfolgreich der Merkel-Flügel der CDU ist – auch im Kampf gegen die rechtsnationale AfD –, wird sich am 28. Oktober in Hessen zeigen. Derzeit liegt die grün angehauchte CDU bei Umfragen dort weit hinter der CSU in Bayern Wolfgang Bok war Chefredaktor der «Heilbronner Stimme» und arbeitet heute als freier Publizist. Er lehrt an der Hochschule Heilbronn Kommunikation und lebt im bayrischen Regensburg.          

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